Unileben

Tanzen bis der Server crashed

Am Samstag, 23. Juli,  fand der erste Tübinger Algorave im Schlachthaus statt. Vorher gab es einen Workshop im KI Makerspace, bei dem sich die Teilnehmenden selbst an (Live) Coding Musik versuchen konnten.

Algo Was?!

Algorave. Eine Mischung aus den Worten Algorithmus und Rave. Seit etwas mehr als zehn Jahren gibt es diese Events überall auf der Welt. Es geht darum (elektronische) Musik mit Hilfe von Algorithmen zu programmieren. Im Gegensatz zu anderen Events, wo nur die Person, die auflegt, weiß was sie tut, geht es beim Algorave auch darum, dass man sehen kann, wie die Musik entsteht. Hierfür wird meist der Code auf eine Leinwand übertragen, so haben alle die Möglichkeit nachzuvollziehen wie die Musik entsteht. Wem die Entstehung nicht so wichtig ist, darf auch einfach tanzen.

Hello World

Doch bevor unter anderem das Künstlerduo Crash Server am Abend im Schlachthaus beim Algorave auflegen, geben sie einen Workshop im KI-Makerspace. Der Workshop wurde vom KI-Makerspace zusammen mit Studierenden Medienwissenschaftlern organisiert.

Es ist viel zu warm, als wir uns um 14 Uhr im Makerspace treffen, um zu lernen, wie man mit Code Musik macht. Eine durchmischte Gruppe von einem guten Dutzend Leuten, die gerne coden, Musik machen oder einfach nur neugierige,  die wissen wollen, was genau hinter einem Algorave steckt. Das Duo erklärt die Grundlagen der genutzten Programme FoxDot und Supercollider. Beide Programme sind kostenlos und open source, falls Ihr Lust habt euch selbst daran zu versuchen. Der Open Source Gedanke ist grundlegender Bestandteil der Algorave Philososphie: Es soll niemand ausgeschlossen werden, auch nicht weil man sich eventuell die Programme nicht leisten kann.

Nach vier Stunden Ausprobieren und Tipps und Tricks von den Profis, einer Pizza auf der Terasse des Makerspace und einem kurzen Fußweg ins Schlachthaus wird es ernst.

Crash Server erklärt den Teilnehmenden FoxDot Foto: KI-Makerspace, Jan-Niklas Weller

Endlich Algorave

Ab neun beginnt der eigentliche Algorave. In der ersten Stunde des Algorave dürfen die Teilnehmenden des Workshops ihr frisch erworbenes Wissen zeigen. Die erste Gruppe versucht sich daran wie Crash Server, die Leiter des Workshops,  an komplett live programmierten Klängen. Die zwei nachfolgenden Teilnehmer zeigen jeweils den Code, den sie im Workshop erstellt haben.

Aber das ist nichts im Vergleich zu dem was dann folgt: Crash Server aus Strassburg legen auf.  Die beiden tippen phrenetisch auf ihren Tastaturen und man sieht live, wie die programmierten Kommandos über den Bildschirm fliegen. Zwischendurch übernimmt “der Server” die Musik und bringt die Beiden noch mehr ins Schwitzen. Die Besucher stehen fasziniert auf der Tanzfläche und schauen den Code an, der auf der Leinwand zu sehen ist. Die Musik ist live improvisiert und wird als “post mayhem live coded music” bezeichnet.

Crash Server während ihrer Performance Foto: Signe Gottschalk

Danach folgt pRovInzhOrsT aus Karlsruhe. Der Musikstil geht etwas mehr in die Chiptune Richtung, wie zum Beispiel auch Musik bei (alteren) Videospielen. Der Musikstil lässt sich als Dance oder Disco Pop beschreiben. Neben dem Code sieht man auch noch verschiedene Pixelmuster über den Bildschirm ziehen.

Als letztes spielt Jia Liu ambience Klänge. Sie manipuliert direkt verschiedene Frequenzgeneratoren. Bei ihr sieht man die Konsole des Programms Supercollider und in der Mitte sehr minimalistische Visuals, die fünf verschiedene Soundwellen zeigen. Das lässt den Abend entspannt ausklingen, bevor dann ein DJ mit ganz gewöhnlicher Musik übernimmt. Jia Liu und pRovInzhOrsT kennen sich aus dem TOPLAP in Karlsruhe, einer Live-coding Community.

pRovInzhOrsT bei seinem Auftritt, im Huntergrund ist der Code und die Visuals auf der Leinwand zu sehen Foto: Signe Gottschalk
Jia Liu bei ihrem Auftritt, im Huntergrund ist der Code und die Visuals auf der Leinwand zu sehen Foto: Signe Gottschalk

Alles in Allem waren sowohl der Workshop als auch der Algorave sehr gelungene Veranstaltungen. Auch wenn live coding noch nicht zum normalen Club-Repertoir gehört, finde ich die Musik durchaus interessant und hörenswert, selbst wenn man nur darauf tanzen möchte und die Codeschnipsel auf der Leinwand nur unverständliches Kauderwelsch sind. Ich hoffe, dass es auch in Zukunft weitere Algoraves und Workshops zu livecoding in Tübingen geben wird.

Das Team des Algorave, zusammen mit den Künster*innen und Teilnehmer*innen des Workshops

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