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Oh Tannenbaum… Woher kommst du, wohin gehst du?

Er kommt in einem grünen Nadelkleid daher, rechtzeitig zur besinnlichen Jahreszeit schmückt er die Wohnungen vieler. Er wird mit Lichterketten, funkelnden Kugeln und Lametta ausgestattet (Lametta ist heute nicht mehr so in). Er ist der Behüter der unter seinem nadeligen Gestrüpp liegenden Geschenke; es werden sogar Lieder eigens über ihn gedichtet. Die Rede ist natürlich vom Weihnachtsbaum. Aber woher kommt er eigentlich und wohin geht er, wenn die Festtage vorbei sind?

Wieso kommt der Weihnachtsbaum?

Wir gehen einen Schritt zurück, bevor beantwortet wird, woher der Weihnachtsbaum kommt und fragen uns zunächst: Warum stellen wir zu Weihnachten überhaupt einen Baum in die Wohnung? Woher kommt der Gedanke sich ein Stück Wald nach innen zu verfrachten? Na, klar, es sieht schön aus – keine Frage. Aber hinter der Idee steckt ein alter Brauch, eine Geschichte des Weihnachtsbaumes.

Schon vor vielen Jahrhunderten waren immergrüne Pflanzen in heidnischen Kulturen ein Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. So haben die Germanen Tannenzweige zur Wintersonnenwende an öffentlichen Orten und vor ihren Häusern platziert. In nördlichen Gebieten wurden im Winter Tannenzweige ins Haus gehängt, um böse Geister am Eindringen zu hindern und die Hoffnung auf den nächsten Frühling zu nähren. Die ältesten Belege eines dekorierten Tannenbaum stammen aus der Zunftchronik des städtischen Handwerks in Bremen aus dem Jahr 1597.

Von den Zünften ist die Sitte im Laufe der Zeit auf städtische Familien übergegangen. So sollen zu Beginn des 17. Jahrhunderts Christbäume in Straßburg im Elsass die Wohnstuben der Menschen geziert haben. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich der Brauch zunächst bei hohen Beamt*innen und wohlhabenden Bürgerlichen in den Städten, da Tannenbäume zu dieser Zeit in Mitteleuropa noch ein knappes Gut und daher sehr kostspielig waren. Im 19. Jahrhundert wurden vermehrt Tannen- und Fichtenwälder angelegt, um die hohe Nachfrage zu decken. Der geschmückte Weihnachtsbaum wurde nach und nach zum festlichen Inventar in bürgerlichen Wohnzimmern in der Stadt und auf dem Lande.

1832 stellte ein deutschstämmiger Harvard-Professor einen Weihnachtsbaum in seinem Wohnhaus auf und brachte damit den Brauch nach Nordamerika. Der Weihnachtsbaum galt jeher als eher bürgerliches Symbol; die katholische Kirche setzte sich lange gegen das unreligiöse Brauchtum zur Wehr. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Christbäume in katholischen Kirchen erlaubt.

Weihnachtsbäume sind eigentlich ein heidnischer Brauch und sollten in ihren Anfängen Fruchtbarkeit und die Hoffnung auf den Frühling symbolisieren. Im 18. Jahrhundert verbreiteten sie sich in bürgerlichen Haushalten.

Woher kommt der Weihnachtsbaum?

Und woher kommen nun die Bäume? Schätzungsweise 24 Millionen Weihnachtsbäume werden in Deutschland jedes Jahr verkauft. Genau bestimmen kann man das nicht, denn weder das Statistische Bundesamt noch der Handelsverband oder der Bund deutscher Baumschulen wissen, wie viele Weihnachtsbäume die Deutschen Jahr für Jahr tatsächlich kaufen. Die Zahl 24 Millionen hält sich stabil, sagt Saskia Blümel vom Bund deutscher Baumschulen.

Die Christbäume werden in sogenannten Baumschulen großgezogen, die Baumschulen pflanzen die Samen der Nordmanntannen. Diese erhalten sie von Saatgutfirmen, die sie wiederum ausschließlich von einer Quelle beziehen: Mitarbeiter*innen der Saatgutfirmen klettern im Kaukasusgebirge in Georgien auf Nordmanntannen und pflücken dort oben die Zapfen, in denen sich die Samen befinden. Deutsche Baumschulen kaufen diese Samen, hegen und pflegen sie zu Jungpflanzen und beeten sie um, damit sich das Wurzelwerk ausbilden kann. Nach drei bis vier Jahren, wenn die Pflanzen etwa 30 Zentimeter groß sind, verkaufen die Baumschulen die Bäumchen an Weihnachtsbaumerzeuger*innen. Dort wachsen die Tannen weitere zehn bis 15 Jahre lang, bis sie eine Größe von rund zwei Metern erreicht haben.

Die 24 Millionen enthalten auch importierte Bäume, die zum Großteil aus Dänemark kommen. Allein vergangenes Jahr importierte Deutschland rund 2,3 Millionen Weihnachtsbäume. Aber Deutschland importiert nicht nur, sondern exportiert auch. Die Zahl der exportierten Bäume hat sich seit 2005 mehr als verdoppelt: von rund 408.000 auf 982.000 Bäume im vergangenen Jahr. Das ist angesichts der Gesamtmenge von rund 24 Millionen freilich keine hohe Zahl; und doch offenbart dieses Wachstum eine gestiegene Nachfrage nach deutschen Nordmanntannen, vor allem in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Polen.

Wohin geht der Weihnachtsbaum?

Nach der Weihnachtszeit werden die Tannenbäume kompostiert, zur Energieerzeugung verbrannt oder an Tiere verfüttert.

Nachdem die Weihnachtsbäume ihren Dienst erledigt und uns unser Zuhause für die Festtage in angemessener Weise verschönert haben, müssen sie irgendwann wieder weg. Nur wie entsorgt man die Bäume und wohin kommen sie? Am einfachsten ist es, den Baum vom örtlichen Abfallentsorger abholen zu lassen. In vielen Städten und Gemeinden werden nach Weihnachten und Silvester bis in den Januar hinein die Weihnachtsbäume entsorgt. Viele Kommunen richten zudem spezielle Sammelstellen ein oder stellen Container auf. Teils nehmen auch Wertstoffhöfe und Grünabfallsammelstellen die ausrangierten Bäume an.

Über die Entsorgungstermine informiert man sich am besten bei den Abfallbetrieben, in den Amtsblättern oder auf den Webseiten der Kommunen. (In Tübingen werden die Bäume am 15.01.22 von 8-18 Uhr nur nach vorheriger Anmeldung abgeholt. Mehr Informationen hier).

Die ausgedienten Fichten, Kiefern und Tannen werden in den meisten Fällen geschreddert und anschließend zu Kompost verarbeitet. Oder sie werden zu Holzschnitzeln zerkleinert, in Heizkraftwerken verbrannt und zur Energieerzeugung genutzt. Auch einige Zoos und Tierparks nehmen Weihnachtsbäume an, um sie an die Tiere zu verfüttern.

Und so kommt und geht der Weihnachtsbaum Jahr für Jahr und mit ihm die Feiertage und die Zeit des Prokrastinierens. Aber keine Sorge, er wird uns auch dieses Jahr wieder mit seinem prachtvollen Erscheinen beglücken, nur noch ein paar Mal schlafen, versprochen.

Beitragsbild: Pixabay

Bilder: Emilian Weber

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2 Kommentare

  1. Die Öko-Bilanz von Nordmanntannen sieht in der Regel nicht besonders gut aus. Der Import belastet die Umwelt ebenso wie das Spritzen der Bäume in Monokulturen. Dabei gibt es gute Alternativen vor Ort. Die Gemeinde Ofterdingen etwa hat eine Fläche, auf der der Sturm “Lothar” vor gut 20 Jahren ein gutes Stück Wald umgelegt hat. Hier wächst der Wald jetzt wieder naturnah auf. Weil die Bäume oft zu dicht stehen, können Privatleute kurz vor Weihnachten dort gegen eine geringe Gebühr (7 Euro für Fichten, 25 Euro für Weißtannen) ihren Baum selber schlagen und damit gleichzeitig den Wald pflegen. Der Erlös kommt dem Jugendhaus Ofterdingen zugute.
    Auch fürs Entsorgen gibt es noch weitere Möglichkeiten. Wer ein Pferd hat, weiß das. Oder man isst ihn einfach auf.

  2. Ich sehe gerade, dass Verlinkungen nicht erlaubt sind. Die zu Ofterdingen findet jede:r selber im Netz. Aber den letzten Satz versteht man nur mit diesem Link: http://www.streuobstparadies.de/Media/Veranstaltungen/Wilder-Christbaum-Christbaum-Recycling

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