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“Quelle: Internet” gewinnt den Hans Bausch Mediapreis 2022

Am Donnerstagabend, den 19. Mai ’22, verlieh der Südwestrundfunk (SWR) in Kooperation mit dem Tübinger Institut für Medienwissenschaft den Hans Bausch Medienpreis für Digitale Ethik. Mit ihrer Studie untersuchten die Gewinnenden Leonie Schulz, Dr. Anna-Katharina Meßmer und Alexander Sängerlaub (v. l. n. r.)  die digitalen Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung.

News oder Fake-News? Das ist eine der größten Fragen des 21. Jahrhunderts. Hilft Pferde-Abführmittel gegen Corona? Ist Bill Gates ein Alien? Ist Putins Krieg gerechtfertigt? Häufig heißt es bei solchen Behauptungen „Quelle: Internet“, namensgebend für die preisgekrönte Studie, die Nachrichten- und Informationskompetenzen der Deutschen untersuchte. So ergab diese, dass junge Menschen von 18-39 eine gleichmäßigere Verteilung von Online- und Offline-Nachrichtenquellen aufweisen als die Gruppe 60+, die sich zu 52% auf das Fernsehen konzentriert. Auf die Frage, ob sich die Befragten von der Masse an Informationen überfordert fühlen, antworteten aber alle Altersklassen überwiegend ähnlich.

Untersucht wurde unter anderem, wie gut die Deutschen Nachrichten filtern, sortieren und hinterfragen können, wie anfällig sie für Popularisierende sind und wie schnell sich Falschmeldungen verbreiten. Wer sich selbst testen möchte, klicke auf den studienbegleitenden und anonymen Selbsttest. Moderiert wurde die Preisverleihung von der Nachrichtensprecherin Alev Seker in der Alten Aula.

Dr. Anna-Katharina Meßmer

Dr. Anna-Katharina Meßmer
© SWR

Die Soziologin Dr. Anna-Katharina Meßmer fungierte als Gesamtleiterin der Studie. 2013 gewann sie (mit anderen) den Grimme Online Award für ihren #aufschrei, der auf Sexismus im Alltag aufmerksam macht. Für das Meinungsforschungs-Start-up civey übernahm sie die Strategieentwicklung und forscht seit 2019 bei der Stiftung Neue Verantwortung zu der Auditierung von Empfehlungsalgorithmen auf sozialen Medien.

Forschung ist für mich wie Achterbahnfahren, viel auf und ab, manchmal steht man Kopf und es gibt immer den gewissen Nervenkitzel, wenn man das erste Mal in die Ergebnisse schaut und Muster erkennt.

Dr. Anna-Katharina Meßmer

Alexander Sängerlaub

Der Kommunikationswissenschaftler und Psychologe Alexander Sängerlaub begleitete die Studie als Initiator und Projektleiter. Er ist Gründer des utopischen Politikmagazins Kater Demos, das komplexe Politik einfach vermittelt, und Direktor der gemeinnützigen Organisation futur eins, die Öffentlichkeit und Journalismus der Zukunft betrachtet. In der Stiftung Neue Verantwortung forscht er zu konstruktivem Journalismus der Digitalisierung.

Alexander Sängerlaub
© Alexander Sängerlaub

Forschung ist für mich wie eine Tiefseeexpedition, weil man im Idealfall unbekanntes neues Territorium erkundet.

Alexander Sängerlaub

Leonie Schulz

Leonie Schulz
© Urban Ruths

Die Kommunikations- und Politikwissenschaftlerin Leonie Schulz war für die Datenerhebung und -auswertung verantwortlich. Sie unterstützt und leitet als Seniorberaterin der Forschungsagentur pollytix strategic research quantitative Forschungsprojekte für Aufträge aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, wo bei sie ihren Schwerpunkt auf bedingungsloses Grundeinkommen, Online-Hass und Wahlkämpfen legt. Derzeit forscht sie an Wissenschafts-kommunikation auf YouTube.

Forschung ist für mich wie Bergsteigen, weil ab und zu unerwartete Hindernisse in den Weg kommen, es nicht ohne gute Vorbereitung geht und es sich für den Blick vom Gipfel aber jedes Mal lohnt.

Leonie Schulz

Was war eigentlich dieser Medienpreis?

Der Hans Bausch Mediapreis zeichnet herausragende Forschungen zur Medienentwicklung aus. In einer sich immer schneller digitalisierenden Welt ist es schwer, alles zu beobachten, und noch schwerer, diese Entwicklung in einem Kurs mit unserer menschlichen Ethik zu halten. Besonders in den letzten Jahren hat die Digitalisierung, wie die Online-Lehre zu Corona, eine – noch – größere Bedeutung für unser Leben erhalten.

Ergebnisse der Medienforschung können im Zuge neuster Trends schneller veralten, als sie untersucht werden können. Umso wichtiger ist es für den SWR sowie das Tübinger Institut für Medienwissenschaft, bedeutende Beiträge hervorzuheben. Ausgezeichnet werden Forschungsarbeiten der Medienwissenschaften, „die sich um die Förderung von Medienpublizistik, -forschung und -pädagogik verdient gemacht haben“; Fachsprache für das studentische „irgendwas mit Medien“.

Wer war eigentlich Hans Bausch?

Zwischen 1945 und 1947 studierte Hans Bausch an der Universität Tübingen Geschichte, Politikwissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte. Hätte es die Kupferblau damals schon gegeben, hättet ihr bestimmt noch Artikel von ihm lesen können, denn 1948 startete er seine journalistische Karriere als Redakteur bei der Schwäbischen Post. Zwei Jahre später wechselte er dann als Hörfunkkorrespondent zum SWR, der damals noch ‚Süddeutscher Rundfunk‘ (SDR) hieß.

Ein Verfechter eines unabhängigen Rundfunks.
© SWR

Der Rundfunk ist mehr als nur ‚Medium’, er ist eminenter ‚Faktor’ der öffentlichen Meinungsbildung.

Hans Bausch

1958 wurde er zum SDR-Intendanten gewählt, wofür er sein Mandat als CDU-Abgeordneter im baden-württembergischen Landtag ablegte. Dazu war Bausch phasenweise Vorsitzender der Historischen Kommission der ARD. Nach 25 Dienstjahren wurde 1983 der SDR-Mediapreis gestiftet, der 1992 in den Hans Bausch Mediapreis umbenannt wurde. Ein Jahr zuvor, am 23. November 1991, verstarb der Verfechter eines unabhängigen Rundfunks.

Quellen: Institut für Medienwissenschaften der Universität Tübingen; SWR
Beitragsbild: © SWR

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