Themenwoche

Das ist ja mal ‘ne coole Challenge – innit?

In den Semesterferien die Füße hochlegen? Nicht mit der Kupferblau! Wir wollen über uns hinauswachsen! Deshalb haben wir uns spannende Herausforderungen ausgedacht, die wir euch jede Woche an unserem Motivation-Monday präsentieren!
Challenge 4: Zugegeben, während meiner Challenge konnte ich die Füße durchaus hochlegen – doch dafür lief mein Kopf auf Hochtouren. Ich habe nämlich versucht, eine Woche auf Anglizismen in meinem alltäglichen Sprach- (und Schrift-)gebrauch zu verzichten. Für mich eine echte Herausforderung.

Auf Anglizismen verzichten – warum so ein big deal für mich?

Anglizismen – wer kennt und verwendet sie nicht? Und meist ja ziemlich unbewusst. Anglizismen sind schon so fest in die deutsche Sprache integriert, dass sie zumindest im ersten Moment oft gar nicht mehr so richtig auffallen. Bei meiner Challenge hingegen wurde ich ja aber quasi gezwungen, aufmerksamer an die Sache ranzugehen. Das war interessant, aber auf Dauer auch verdammt anstrengend.

Der Duden beschreibt einen Anglizismus als „Übertragung einer für [das britische] Englisch charakteristischen sprachlichen Erscheinung auf eine nicht englische Sprache“ und führt als Beispiel an: „Anglizismen in eine Rede einstreuen“ – wobei ich wohl eher Anglizismen in mein komplettes Leben einstreue. Als Englischstudentin könnte das auch nahe liegen, doch ich denke, mein Studienfach ist nicht der einzige Grund für meine übermäßige Verwendung an Anglizismen – mir macht es einfach Spaß! Und manchmal beschreiben englische Wörter Dinge oder die Situation einfach besser als deutsche Wörter – fight me. Daher war der Verzicht auf Anglizismen für mich auf jeden Fall eine Herausforderung – und für meine Freunde sehr unterhaltsam. Sich einfach mal auf die deutsche Sprache beruhen, eigene Sprachgewohnheiten beobachten und sie bewusst brechen. Den eigenen Alltag somit ein wenig auf den Kopf stellen und einfach mal was anderes ausprobieren – das war meine Motivation für die Challenge-Woche.

“Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne” – oder einfach nur komplette Verwirrung

Ein ziemlich klischeehaftes Zitat von Hermann Hesse, wenn es um Neuanfänge geht. Mindestens genauso klischeehaft war mein Start in die Challenge-Woche. Ich machte mir im Voraus noch Gedanken darüber, welche Anglizismen denn eigentlich meinen Sprachalltag beherrschten. Und es waren schon verdammt viele – im Laufe der Woche landeten dann pro Tag noch so drei bis vier mehr auf meiner Liste. Ansonsten ließ ich mich einfach in die Challenge hineinfallen und war gespannt, was mich die darauffolgenden Tage so erwarten würde. Spoiler – komplette Verwirrung.
Natürlich erzählte ich den Menschen um mich herum von der Challenge, wäre ja sonst irgendwie witzlos. Viele achteten sehr auf jedes Wort, das ich von mir gab – manche wollten mich sogar triggern, indem sie selbst in Anglizismen mit mir sprachen. Not gonna lie, total verwirrend einfach. 

Am ersten Tag meiner Challenge musste ich noch komplett reinkommen und hatte Angst, irgendetwas zu sagen – es könnten sich ja ein unbemerkte Anglizismen in meine Sätze hineinschleichen. Hinzu kam noch, dass ich am ersten Tag keinen face to face – Kontakt hatte. Also konnte ich am ersten Tag noch gar kein richtiges Gefühl für meine Challenge entwickeln. Abends sah ich dann die erste Person seit Beginn meiner Challenge live – meine Mitbewohnerin. Sie fragte mich, wo denn der Wäscheständer sei – ich antwortete mit: “Ach, den hab’ ich noch, meine Wäsche ist noch nicht ganz dry.” – Ein Anglizismus, den ich sonst womöglich niemals unironisch verwendet hätte. Der Zauber der Verwirrung?

Nur eine kleine Auswahl der Anglizismen, die ich wahrscheinlich täglich benutze – kannst du relaten?

Coping mechanisms

Im Laufe der Woche merkte ich, wie mein Gehirn selbstständig Bewältigungsmechanismen und Tricks entwickelte, um besser mit der Challenge umgehen zu können, sie aber auch ein wenig amüsanter zu gestalten. Denn schnell merkte ich, dass es (neben der konstanten geistigen Anstrengung) ziemlich zäh war, komplett auf Anglizismen zu verzichten. Es war wirklich langweilig für mich.
Um mir das Leben zu erleichtern, habe ich mir bei Gesprächen mit Freunden oft vorgestellt, ich spreche einfach mit meiner Omi. Mit dieser Technik ist die Chance wesentlich geringer, dass ich random Anglizismen in meine Sätze miteinbeziehe.
Simpel, aber wirksam: Manchmal habe ich einfach viel weniger gesprochen, als ich es sonst tun würde. Ganz nach dem Motto: weniger Wörter, weniger Anglizismen. War aber mit der Zeit langweilig und fühlte sich wie Cheaten an. 
Wenn sich dann doch einmal ein halb ausgesprochener Anglizismus aus meinem Mund geschlichen hat, wurde aus dem angefangenen englischen Kraftausdruck “Fu…” dann vielleicht ein “Fu… rin Urlaub”. Tricky, das schriftlich festzuhalten. Ihr versteht’s aber. 
Um die aufkommende Langeweile zu beseitigen, wurde meine Challenge gegen Ende der Woche amüsanter gestaltet: Einfach alles ins Deutsche übersetzen. Also hörte ich Musik von den Arktischen Affen und marmeladete Lieder auf meiner Gitarre. Total bekloppt, ich weiß. Doch komplett auf Anglizismen zu verzichten, war auf Dauer wirklich langweilig für mich. Was mich schließlich auch zu meinem Fazit bringt.

Sprache als wichtiger Teil meiner Identität

So etwas wie die Challenge, eine Woche lang auf Anglizismen zu verzichten, habe ich bisher noch nie gemacht. Ich war davor ein wenig aufgeregt aber ehrgeizig, es war interessant und ab und an ist mir auch ein kleiner Anglizismus rausgerutscht. Mich ausschließlich auf die deutsche Sprache zu konzentrieren und Wörter auch mal umschreiben zu müssen, war eine interessante Erfahrung. Ich ging bewusster mit meiner eigenen Sprache um. Für mich persönlich hat sich der Verzicht auf meinen eigenen persönlichen Wortschatz aber meistens sehr gezwungen und künstlich angefühlt. Es war nicht nur die Anstrengung oder die Langeweile – was ja an sich echt schon eine krasse Kombi ist – sondern auch das Gefühl, mich regelmäßig zu verstellen. Diese Erfahrung hat mir am wenigsten gefallen. Doch die Erkenntnis ist dafür umso interessanter: Unsere eigene, ganz persönliche Sprache ist ein enorm wichtiger und großer Teil unserer eigenen Identität. Und ich werde auf jeden Fall damit weitermachen, ich selbst zu sein. 🙂

Kleines Rätsel am Ende: Wie viele Anglizismen wurden in diesen Text eingestreut? Hast du sie gleich beim Lesen aufmerksam gecheckt oder ging es dir wie mir – oft habe ich erst viel später im Nachhinein bemerkt, dass ich wieder einmal einen Anglizismus verwendet habe.

Fotos: Michelle Pfeiffer

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