Kultur

Ein Tag im Museum trotz Corona

Ein Besuch im Museum steht bei den meisten von uns wahrscheinlich nicht auf Platz Nummer eins der Dingen, die man in seiner Freizeit machen würde. Aber mal ehrlich – die Quarantäne lässt uns alle Dinge vermissen, von denen man gar nicht wusste, dass man sie vermissen könnte. Irgendwann ist Netflix von A bis Z durchgeschaut, jeder Kontakt in seiner Freundesliste mehrere Male angerufen, bis ihr euch aus zwei Bildschirmen heraus anstarrt, weil ihr euch nichts mehr zu erzählen habt, da euer Tagesablauf heute, genauso wie gestern, aus absolut gar nichts bestand.

Zugegebenermaßen konnte ich mir anfangs nicht wirklich vorstellen, was mit einer virtuellen Museumstour gemeint ist. Aber wer schon mal Google Maps verwendet hat und mit dem Mausklick auf eine Figur entlang einer Straße laufen konnte, dem wird dieses Konzept nicht so fremd sein. Google Arts and Culture ist eine Plattform, welche virtuelle Rundgänge durch Museen oder Rundgänge nach der Art des „Streetviewing“ ermöglicht. Diese Plattform existiert nicht erst seit die Corona Krise begonnen hat, sondern bereits seit 2011 und repräsentiert mehr als 2000 Galerien.

Weltweites Gemälde Hopping 

Jedes der Museen bietet unterschiedliche Arten an, in denen man den Rundgang angehen kann. Bei den meisten kann man sich durch das Museum bewegen und sich, anhand einer Leiste am unteren Bildschirmrand, von einem Gemälde-Highlight zum nächsten klicken. Es wird angezeigt, welches Bild man gerade vor sich sieht, wer es gemalt bzw. fotografiert hat und wenn man einem Link folgt, erfährt man Details zur Entstehung und Geschichte des Werks.

Vom Guggenheim Museum in New York zum Museo Frida Kahlo in Mexiko oder dem Musée d’Orsay in Paris – man kann innerhalb eines Mausklicks von einem Museum zum anderen springen und muss dafür nicht einmal sein Bett verlassen. Manche Museen bieten auch zusätzlich Audioführungen an, die das gesamte Setting interaktiver gestalten.

Im Rausch der Kunstgeschichte

Ein persönliches Highlight war die Führung durch das British Museum. Hierfür wurde eine Timeline entworfen, bei der man sich von Epoche zu Epoche klicken kann und auf unterschiedlichen Kontinenten sehen kann, was zu einer bestimmten Zeit gerade in der Kunstgeschichte, der Religion oder der generellen Geschichte passiert ist. Man kann sich die Inhalte auch anhören.

Wenn man die Führungen alleine macht, kann man in den menschenleeren Gängen das Gefühl bekommen, im Film „Night at the Museum“ mitzuspielen und bekommt es mit der Angst zu tun, dass die Skulpturen vor einem gleich zu sprechen anfangen. Es macht also definitiv mehr Spaß, währenddessen Freunde anzurufen oder sich zusammen mit Familienmitgliedern vor den Bildschirm zu setzen. Hierbei ist man nicht nur gemeinsam neuen Eindrücken ausgesetzt, sondern formuliert auch gleichzeitig schräge Interpretationen, bei denen sich der Künstler wahrscheinlich im Grabe umdrehen würde.

Und wenn das nichts für euch ist, dann könnt ihr immer noch viele andere Sachen machen, wie zum Beispiel durch die Straßen von Rio de Janeiro gehen oder vor dem Eiffelturm in Paris stehen. Falls euch dieser virtuelle Aspekt überhaupt nicht gefällt, dann holt euren Malkasten heraus und versucht euch als Picasso, hängt eure Bilder in der Wohnung auf und lasst eure Familie oder WG-Mitglieder einen “Gallery Walk“ machen und die Bilder bewerten.

Obwohl es natürlich besser wäre, diese Dinge mit seinen eigenen Augen erleben zu dürfen, ist es dennoch eine schöne Initiative, die den virtuellen Besucher*innen hier geboten wird. Der  Besuch erweckt definitiv den Wunsch, sich gewisse Orte als Reiseziel vorzunehmen sobald wieder Normalität einkehrt ist, um sie dann wirklich live zu erleben!

Titelbild:  Julia Klaus

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